Anwesen von Familie Liam & Joline Lockwood

Er stellte mir die Frage, die mir schon alle fünf Mal gestellt hatten. "Ich weiß nicht. Ein Vampir? Ich habe nur einen Rückansicht gesehen. Dann war es auch schon weg." Ich setzte mich auf die Couch, die in unserer Bibliothek stand. Ich wollte mich nicht mit Tyler unterhalten. Ich wusste nicht, was ich gerade wollte.

Ich merkte das er nicht reden wollte, natürlich verstand ich das sie war seine Schwester. Schon so über sie zu denken war schrecklich, sie würde nie wieder hier sein und ich könnte nie wieder mit ihr sprechen. Am letzten Tag den ich mit ihr verbracht hatte, hatte ich nur über Klaus nachgedacht und mich kaum mit ihr beschäftigt. Jetzt wurde ich selbst so wütend auf mich. Ich ging wieder aus dem Zimmer und versuchte mich zu beruhigen.

Ich saß allein hier. Die Stille brachte mich beinah um. Immer wieder dachte ich über die selbe Frage nach. Wie konnte Joline ein Vampir werden? Vor einigen Wochen war ich mit ihr im Krankenhaus gewesen. Sie war soviel Mensch, wie ich. Irgendwann sprang ich auf. Tyler saß bei unserer Familie. Ich zog ihn von der Couch und drückte ihn gegen die nächste Wand. "Du hast sie verwandelt!"

Ich warf einen mehr als überraschten Ausdruck auf. "Was hab ich?!" Ich kam aus seinem Griff wieder heraus und sah ihn perplex an. "Sie war kein Vampir und ich würde ihr das nicht antun." Das er auf so eine Idee kam verwirrte mich völlig, die ganze Sache verwirrte mich schon. Dann erkannte ich das etwas anders gewesen sein musste wenn er sowas dachte. "Sag mir wie sie umgebracht wurde.", verlangte ich sofort.

"Es war ein Pfahl. Ein Ast in ihrem Herz." Meine Mutter heulte wieder auf. Es war so falsch. Es nervte mich. Tante Carol ermahnte uns, aber mir war das egal. "Sie grau im Gesicht, fahl, wie bei einem Vampir." Wieso hatte ich nicht bemerkt, dass sie einer geworden war. "Matt war bei ihr!" Ich drehte mich wieder zu meiner Familie. Mein Vater sah interessiert auf. "Er war in ihrem Zimmer. Er ging irgendwann wieder. Vielleicht hat er sie gepfählt."

"Matt hat nichts getan, klar?!", sagte ich noch wütender als er auf ihn lenkte. Ich war irritiert genug darüber das sie ein Vampir geworden war, in so kurzer Zeit. "Lass diese Beschuldigungen und denk darüber nach wer sie zu einem Vampir verwandelt hat." Ich hatte sie erst gesehen, sie war ein Mensch gewesen. Aber ich war mir sicher das Matt von alledem nichts wusste. Ich achtete nicht darauf das meine Mum mich ansah als sollte ich nicht mit Liam streiten.

Ich wollte überhaupt nicht daran denken, wer sie verwandelt hatte. "Ich will wissen, wer sie getötet hat." Ich war viel zu aufgebracht. Der Vollmond war erst 24 Stunden her. Mein Körper war noch viel zu angespannt. Ich wollte meine Wut irgendwo auslassen.

Ich sah die Anspannung in Liams Gesicht, aber ich ging nicht darauf ein. Er würde sich schon unter Kontrolle haben auch wenn ich wusste wie leicht einer von uns wütend werden konnte. "Das wollen wir alle, trotzdem wirst du niemand Unschuldigen da reinziehen!" Ich konnte mir denken das er immer noch an Matt dachte. Ich wollte selbst wissen wer es war, aber ich dachte mir keine Geschichten aus.

Ich biss mir auf die Lippe, bis ich Blut schmeckte. Sofort verließ ich das Zimmer. Ich nahm meinen Basketball und warf in der Auffahrt Körbe. Ich traf kein einziges Mal. Am Ende knallte ich den Ball gegen das Anwesen. Die Scheibe daneben bekam von der Erschütterung einen Knall. Ich seufzte und drehte mich vom Anwesen weg, um in die Dunkelheit zu starren.

Die Nacht verging viel zu schnell, irgendwann musste Mum nach Hause und ich konnte auch nicht mehr hier bleiben. Es war schwer nach so einem Vorfall normal weiter zu machen, ich machte mir immer noch Vorwürfe das ich mehr auf alles andere als sie geachtet hatte. Doch jetzt wollte ich nur noch von hier weg, also fuhr ich meine Mum weg.

verlässt das Anwesen

erscheint im Garten

Hier war nichts mehr zu sehen. Keine Tasse Tee, kein Pfahl und vor allem nicht mein Körper. Wo hatten sie mich hingebracht? Ich sauste in das Haus, viel zu schnell, oh Gott, ich war ein Vampir. Meine Mutter lag schlafend auf der Couch, mein Vater saß bei ihr, mit einer Flasche Whiskey in der Hand. Ich versuchte mich bemerkbar zu machen. Dann suchte ich nach Liam. Er war draußen, hielt seinen Baskettball in der Hand. "Liam! Verdammt!" Wie sollte ich das aushalten? Ich war tot...

Ich ließ den Ball fallen. Er rollte die Ausfahrt hinunter. Ich war irgendwie überfordert. Ich wusste auch, wieso ich überfordert war. Wie sollte ich, mit dieser Situation umgehen. Ich presste die Lippen aufeinander. Lange starrte ich auf mein Handy. Ich hatte nichts zu verlieren.

"Liam!" Ich wurde wütend, weil mich niemand sah. Egal was ich tat, nichts konnte in zwischen die Finger bekommen. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht völlig durchzudrehen. Dann ließ ich mich ins Grass fallen und sah zu ihm hoch. Ich war tot. Tot und ich saß auf dieser Erde fest. Man!

betritt das Grundstück

Alles war dunkel, ich war mir unsicher ob ich noch klingeln sollte. Eine Weile blieb ich an der Tür stehen und überlegte, ich wollte erst einmal ums Haus laufen und vielleicht danach klingeln. Es war kühl, ich zog den Pullover fester an mich und betrat den Garten. Ich kam mir vor wie ein Einbrecher, als ich Liam endlich entdeckte trat ich vorsichtig auf ihn zu. "Hey." ich spürte seine Aura, sie war anders, irgendwie traurig. "Ich bin hier."

Ich wandte mich sofort zu ihr um. Sie war tatsächlich gekommen. Damit hatte ich nicht gerechnet, ich hatte sogar vorgehabt wieder in das Haus zu gehen und mein Handy in den Pool fallen zu lassen. Aber sie war hier und das...ja es freute mich irgendwie.

Ich sah ihn einfach an und versuchte herauszufinden was hier nicht in Ordnung war. Etas war aber anders an ihm, seine Aura hatte sich geändert. Nach einer Weile schluckte ich, es war komisch nichts zu sagen und sich einfach gegenüber zu stehen. "Deine Nachricht klang so ernst." ich ging auf ihn zu und ergriff einfach seine Hand um ihn auf eine Gartenbank zu ziehen. "Was ist passiert?" fragte ich als wir saßen.

Eigentlich wollte ich nicht so ein Gespräch führen. Ich hatte gehofft, dass sie mich auf andere Gedanken brachte. Das sie mit mir stritt, oder so. Ich wollte nicht an dieser Situation denken. "Meine Schwester..." Ja, was war sie...tot? Wieso konnte ich das nicht aussprechen? Ich musste von Hanna weg sehen und warf einen Blick durch den Garten. "Sie wurde ermodert."

Ich starrte ihn schockiert über diese Nachricht an, ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, ihn zu fragen wie das geschehen war. Und warum? Aber dann begriff ich, dass er mich nicht dafür angerufen hatte. Er hatte das wahrscheinlich die ganze Zeit mit anhören müssen. Ich wollte ihn damit nicht quälen. "Liam...ich..." ich wusste nicht was ich sagen konnte, nichts konnte jemanden in so einer Situation trösten. Also tat ich das einzige was mir einfiel, ich rutschte näher zu ihm und zog ihn in eine Umarmung. "Ich bleibe bei dir." flüsterte ich leise.

Es war eine einseitige Umarmung. Sie ließ mich los, als wir es Klirren hörten. Die Whiskeyflasche von meinem Vater musste auf dem Boden gefallen sein. Erst musste jemand sterben, damit meine Familie einmal zusammen kam. Ich drehte mich wieder und sah wieder zum Garten. Es wäre leichter, sie würde mich beschuldigen für meine Taten und mich anschreien, als das sie mich umarmte.

Ich rutschte wieder weg, damit wir nicht mehr zu nah aneinander saßen. Er starrte in den Garten, ich tat es ihm nach. Alles war dunkel, kaum Sterne läuteten vom Himmel. Ich verstand das er nicht reden wollte, aber ich verstand nicht warum er dann mich angerufen hatte also blieb ich einfach sitzen und hing meinen Gedanken nach. Vielleicht sollte ich ihn irgendwie ablenken. "Wie läuft es in der Schule?" das dümmste Thema was mir einfiel, aber es brachte auf andere Gedanken.

Ich war dankbar, für diese Ablenkung, doch ich konnte nicht sagen. "Ich war seit ein paar Tagen nicht mehr in der Schule." Wieder herrschte Stille. Sie schien mich nicht anschreien zu wollen. Kurz sah ich zu ihr, doch schnell sah ich wieder weg. "Ich habe sie hier gefunden." Ich deutete auf die Stelle. Sie war nur drei Meter von uns entfernt.

Ich starrte auf die Stelle, obwohl ich Joline kaum gekannt hatte, nahm ich etwas wahr was mir das Gefühl gab, sie wäre noch hier. Aber das wollte ich für mich behalten, er würde es nur für Geschwafel halten. "Wenn du darüber reden willst, werde ich dir zuhören. Aber jetzt bleibe ich einfach nur hier, wenn das reicht." ich war so eine schlechte Trösterin, ich wusste einfach nicht was ich sagen konnte.

Ich sah sie an und nickte kaum vernehmlich, aber sie hatte es wahrgenommen. So schwiegen wir eine Weile. Irgendwann musste ich jedoch aufstehen, viel zu schnell, Hanna erschrak. Ich spürte schon wieder den aufkommenden Zorn, als ich an Joline dachte. An ihren Tod. "Jemand hat sie verwandelt, in ein Vampir und sie gepfählt. Ihre Haut war so...grau." Ich fuhr mit einem Finger über meine Wange. "Wer tut sowas?"

Es war ein Schock zu hören das sie verwandelt wurde, noch vor kurzem dachte ich das richtige getan zu haben, als wir die Vampire wieder frei ließen. Aber Ivar hatte Recht gehabt, die meisten verbreiteten nur Leid und Unglück. "Jemand der kalt ist und unberechenbar." sagte ich eher für mich, dann stand ich auf und trat an seine Seite. "Du solltest dich ausruhen, wir können hinein gehen. Ich mache dir eine Tasse Tee und du setzt dich hin." schlug ich vor, er sah so fertig aus.

"Ja." Ich führte sie durch den Hintereingang, damit wir nicht durch das Wohnzimmer in die Küche laufen mussten. Ich wollte nicht, dass sie meine Eltern so sah. Ich wollte meine Eltern auch nicht sehen. Ich war wütend auf sie. Wieso benahmen sie sich so? Sie hatten kein Recht, nach alldem was sie getan, oder eher nicht getan hatten.