"Wir haben sowieso keinen Eiswürfel hier, oder Alkohol. Vielleicht in der Küche..." Oh Gott, halte die Klappe, Panya! Ich legte den Pappbecher wieder an meine Lippen. Das mussten auch Nachwirkungen von Ivar sein. Das war alles seine Schuld. Ich warf einen Blick hinaus. Draußen würde es bald hell werden. Hanna schnarchte. Schnarchte sie immer so laut? Das war mir nie aufgefallen.
Sie redete weiter darüber, es war mir unangenehm zuzuhören und an diesem Gespräch beteiligt zu sein. Irgendwas anderes musste mir einfallen, wenn es so weiter ging würde ich sofort aus der Tür verschwinden. Ich setzte mich auf den Boden, blieb aber immer noch hinter dem Tresen und sah einfach runter. "Was hat Hanna dir alles über mich erzählt?"
Ich biss mir auf die Lippe. Sollte ich nun lügen? Verdammt Hanna, wieso hast du mir so einiges erzählt? "Sie sagte mir, dass dich dein Vater zur dunklen Magie gezwungen hat." So, nun würde er aufspringen, mich anschreien, weglaufen und nie wieder mit mir reden. Das hatte ich davon, wenn ich trank. Wieso tat ich das immer wieder. Ich war ein Mensch, der die Finger vom Alkohol lassen sollte.
"Das ist alles?" Ich war überrascht, Hanna redete doch sonst immer viel mehr. "Da gibts sicher noch mehr." Ich mochte es zwar nicht wenn jemand etwas von mir wusste, aber wenn dann wollte ich auch wissen was derjenige wusste. Ich sah zu ihr hoch und wartete.
Für einen Moment hing diese Frag ein der Luft, weil ich erst verstehen musste, dass er nicht ausrastet. "Ähm...sie sagte mir noch, dass deine Mutter dich verlassen hat." Ich kratzte mich am Kopf. Es war schwer im alkoholisierten Zustand an alles zu erinnern. "Ich dachte, du seist suizidgefährdet. Da erzählte mir Hanna, von deinem Vater und dann nervte ich dich, weil ich dir zeigen wollte, das Magie gut ist...momentan bin ich mir nur nicht sicher, ob sie wirklich gut ist." Ich stellte den Becher ab, sprang vom Tresen und setzte mich zu ihm. "Ich bin immer so aufdringlich. Ich bemerke das nur leider viel zu spät."
Ich hatte geahnt das sie mehr wusste als sie sollte, Hanna hätte ihr nichts erzählen dürfen. Aber ob ich sie darauf ansprechen würde, wusste ich nicht. Ich sah rüber zu Panya und dachte nach. "Ich hab schon lange gemerkt das du aufdringlich bist, daran gewöhne ich mich." Das ich das wirklich tat fand ich selbst faszinierend. "Magie ist nicht gut." Sie sollte das endlich merken.
"Sie ist nicht gut, weil sie Unschuldige verletzen kann und weil man immer ein Ziel ist, für Vampire, die ihre Probleme nicht anders lösen können. Ich habe schon so viele Menschen in Gefahr gebracht, nur weil ich mich stur stellte." Ich zog meine Knie an und schlang die Arme um sie. Für mich war die Magie so wichtig, aber momentan war ich so durcheinander. "Ich bin froh, dass du gekommen bist. So kann ich schon weniger Bockmist anstellen."
"Du kannst immer irgendwas anstellen." Ob ich bei ihr war oder nicht hatte damit doch nichts zu tun, als hatte sie noch nie etwas getan was sie nicht hätte tun sollen als ich in der Nähe war. "Eines will ich klar stellen, meine Mutter hat mich nicht verlassen. Sie hat meinen Dad verlassen." Wenn Hanna sowas schon erzählte, sollte sie es richtig tun. Ich stellte den Kaffee neben mich und sah kurz hinaus. "Bist du müde?"
"Vielleicht." Ich hatte den Punkt der Übermüdung schon erreicht. Jayden hielt ich auch noch wach. Ich war eine schrecklich Person. "Wenn sie dich nicht verlassen hat, bedeutete das, dass du sie regelmäßig siehst?" Ich lehnte den Kopf zurück, ehe ich die Augen für ein paar Sekunden schloss. Dieser Abend endetet besser, als ich erwartet hatte.
Ich blickte sie sofort an als wäre sie übergeschnappt. "Nein, ganz bestimmt nicht!" Sie sehen, klar, als würde ich das wollen. "Ich hasse sie, nie würde ich mit ihr reden." Ich wusste nicht wieso ich darüber redete, das hatte ich noch nie getan. Vielleicht war es die Müdigkeit oder der Koffein. "Du hast deine perfekte Familie, du musstest nie auf irgendwas verzichten."
"Ich musste nie auf etwas verzichten; du hast Recht, aber perfekt sind nur meine Eltern. Ich habe ihnen viel Leid angetan. Ich brach alle Regeln, die sie aufstellen, bis sie mir hierher verfrachtete. Ich treibe Bonnie zur Weißglut. Ich lerne nicht aus meinen Fehlern. Ich bin naiv." Ich konnte diese Reihe fortführen, aber ich wollte nicht über mich sprechen, wenn er anfing, etwas über sich zu erzählen. "Wieso hast du sie? Weil sie deinen Vater verlassen hatte?" In meinen Augen, hatte sie auch ihn verlassen. Wie konnte einen Mutter das tun?
Ich schluckte und spürte die Wut aufkommen. "Weil sie zu einer anderen Familie gegangen ist." Ich wusste nicht das es soviel aufbrachte das zu erzählen, deshalb hatte ich es wohl nie getan. "Als wäre die es wert gewesen, als wäre die besser als mein Dad." Ich sah sie nicht mehr an, ich konnte es nicht und ich wollte es im Moment auch gar nicht.
"Sie hat dich nicht verdient." Ich wollte nicht sagen, dass es mir Leid tat, auch wenn es das tat, aber niemand wollte so etwas wirklich hören. Man hörte das zu oft, oder man wusste, dass es nicht ernst gemeint war. "Weißt du, dass du nun auch in das Café eingebrochen bist?" Ich wollte ihn ablenken. Ich wollte nicht das er wütend war oder sich stresste.
"Du hast mich rein gelassen, das ist etwas anderes. Wenn uns jemand erwischt sage ich das du hier arbeitest und ich gedacht habe das ihr früher aufmacht." Ich musste lächeln, nach einigen Sekunden fing ich an zu lachen da es zu lächerlich war was ich sagte. Es war komisch das sie mich nach diesem Gespräch zum lachen brachte, aber sie tat es.
Ich lachte auch, dann stand ich auf. "Du hast Recht, ich arbeite hier. Du musst etwas probieren." Ich schaltete die große Kaffeemaschine ein. Wenn mein Chef das wüsste, wer würde mich töten. Ein paar Minuten später reichte ich Jayden einen Irish Coffee und setzte mich wieder zu ihm. "Das hab ich letzte Woche gelernt."
Ich roch an dem Becher, ich wusste nicht was drin war aber trotzdem konnte ich etwas davon trinken. Wenn sie es schon extra gemacht hatte. Es hatte einen komischen Geschmack, aber ich wollte mal nicht meckern. "Es ist.. ganz ok.", etwas besseres fiel mir dazu nicht ein und ich wollte nicht lügen. Sie sah mich weiterhin an und es kam mir vor als musste ich noch mehr trinken, zu meinem überraschen tat ich es.
"Du hast das noch nie zuvor getrunken", stellte ich fest. "Der Whiskey verleiht ihm Geschmack. Das sind die Iren. Überall mischen sie Alkohol hinein." Er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. Ich war der Meinung, er konnte ein bisschen Alkohol gebrauchen. "Trinkst du jemals Alkohol? Ich schätze nicht. In deiner Nähe fühle ich mich wie eine kriminelles, ungezogenes Mädchen." Ich legte den Kopf wieder zurück.
"Whiskey? Du lässt mich Whiskey trinken?!" Ich hatte es nicht einmal bemerkt, wie auch ich hatte keine Ahnung wie das schmeckte. "Und du sagst es mir erst jetzt?!" Sofort stellte ich den Becher neben mich damit ich nichts mehr davon trank. Ich merkte nun das mein Hals brannte, das hätte ich doch schon vorher spüren müssen. "Du bist auch eins."
"Hey!" Ich stupste ihn an. Diesmal war es nicht ironisch gemeint. Das glaubte ich, hoffte jedoch das es anders war. "Jetzt wird er kalt." Ich wollte ihn nicht trinken. Ich hatte wirklich genug getrunken, vor allem genug Tequila. "Wird es endlich hell?", fragte ich. Meine Augen warn schon geschlossen. Langsam war ich zu müde. Ich lehnte mich an seine Seite und wartete auf eine Antwort.
Ich blickte hinaus, war mir aber nicht ganz sicher was nun draußen geschah. "Es wird erst hell wenn du schläfst." Das war Antwort genug fand ich, es würde sowieso so sein. Ich sah zu ihr rüber, sie konnte mich nicht sehen und das war auch gut so. Ich lehnte meinen Kopf zurück und schloss auch die Augen, ob ich einschlafen würde ergab sich dann.
"Hm." Ich schloss auch meine Augen. Hannas Schnarchen war irgendwie schlaffördernd und die Kaffeemaschine tropfte. Auch das fand ich angenehm. "Der Chef kommt um sieben. Wir müssen gehen, bevor er kommt...ich will meinen Job behalten." Das letzte ging in ein Gähnen unter, dann griff mein Arm auch schon seinen und ich hielt mich daran fest. Wenn ich ihn zu viel zu mutete, konnte er immer noch flüchten; das würde ich nicht merken, wenn ich schlief.
Ich sah runter als ich bemerkte was sie tat, sie berührte mich und ich wusste wieder nicht wie ich darauf reagierte. Ich dachte die ganze Zeit darüber nach, ich konnte nicht schlafen was wohl auch an diesem Kaffee mit Whiskey zu tun hatte. Die Zeit verging und immer noch war ich wach, es wurde hell aber ich stand nicht auf. Wenn es sechs sein würde, könnte ich die beiden immer noch wecken.
Mit sehr, sehr schmerzendem Kopf wachte ich auf. Außerdem tat mein Rücken weh, meine Haare und der Rest meines Körpers. Ich richtete mich stöhnend aber langsam auf. Jede Bewegung tat weh, dann erblickte ich Jayden und Panya und merkte wo wir waren. Sofort erschrak und und sprang auf, aber ich hatte nicht mit dem Stechen gerechnet, nun bewegte ich mich langsam aus dem Café. Wir waren hier eingebrochen, ich durfte hier auf keinen Fall erwischt werden. Dann wäre meine Zukunft in Harvard passé. Bevor ich an der Tür war, ging ich noch einmal zurück, machte mir ein Pappbecher Kaffee und lief dann hinaus um mich auf eine Bank zu setzen. Leider war es extrem kalt und jemand hatte meine Jacke gestohlen!
Ich machte die Augen auf, ich war eingeschlafen aber ich hoffte einfach darauf das es noch nicht zu spät geworden war. Es sah heller aus als ich erwartet hatte, also weckte ich Panya auf, sie machte nach ein paar Sekunden die Augen auf aber sah aus als hätte sie Schmerzen. Ich stand auf und sah nach Hanna, die nicht mehr hier war. Ich war überrascht das sie einfach gegangen war ohne uns zu wecken. Ich räumte die Becher weg die wir benutzt hatten damit niemand merkte das jemand hier war. Nach ein paar Minuten als Panya immer noch nicht aufgestanden war, zog ich sie an der Hand hoch und hinter mir aus dem Café raus. Draußen entdeckte ich Hanna, Panya lief auf sie zu. Nach kurzer Zeit verschwanden wir.
Ein Sonntag war der beste Tag, um ein Café zu besuchen. Ich entdeckte eines, was ich wirklich niedlich fand. Ich setzte mich mit einem Buch von Jane Austen an einen tief in einen ruhigen Ecke und kämpfte mit dem Kellner, dass ich nur einen Kaffee aus Rokko No Mizu Wasser haben wollte. Genauso wenig, wie der Grill, hatten sie dieses Wasser nicht. Ich rollte mit den Augen und bestellte mir Orangensaft. 100% Fruchtfleisch.
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