Ich konnte nichts sehen, ich hörte nur wie Vater wild herum schrie und sie anfauchte was dass mit dem Schaf solle. Mutter kam dazu und regte sich darüber auf dass sie die Wolle so nicht für die Winterkleider benutzen konnte und der Dreck schwer rausgehen würde. Dann hörte ich nur noch ein Klatschen. Ich hielt mir den Mund zu damit Vater mich nicht hörte. Als es ganz still war ging ich leise nach hinten zu Levinia. Sie war allein. ,,Alles okay?"
Ich saß an einem Heu haufen und hielt mir die Wange die rot war. Er hatte mir eine Ohrfeige gegeben. Ich hatte geheult und drehte mich weg als sie zu mir kahm. ,,Geh weg!".
Ich sah das sie geweint hatte. ,,Hat er dich geschlagen?" Dumme Frage aber ich stellte sie immer wieder aufs neue. ,,Du weisst Vater hätte es nicht gemocht wenn er mich erwischt hätte, es war Notwehr." Ich war eben sein liebling, da musste sie einstecken. ,,Komm, ich spiel mit dir auch Verstecken wenn du aufhörst zu weinen.", wollte ich sie aufheitern und wischte ihre Tränen weg.
Ich schlug ihre Hände weg. ,,Lass mich einfach ok!". Immer bekahm ich den Ärger den sie verzapfte. Ich nahm meine Hand weg, mein Auge pumpte es wahr wahrscheinlich blau, lila keine Ahnung. ,,Ich habe es satt das du ständig bevorzugt wirst". Egal was sie tat sie bekahm immer Recht oder wurde gelobt und ich bekahm die Prügel dafür.
Ich schluckte und setzte mich zu ihr. ,,Aber sie haben dich ja auch lieb.", sagte ich um sie zu trösten und zog sie sanft zu mir. Mich bevorzugten sie immer, aber ich sah dass nicht als schlecht an. Mir gefiel dass, und ich zog Levinia gern damit auf. Aber ich würde sie niemals weinend sitzen lassen. ,,Komm. Ich helf dir auch aufräumen."
,,Sag Vater das du es warst". Vorher wollte ich nichts machen, ich wollte endlich das sie einmal den Ärger bekam. Ständig bekam ich den Ärger. Ich stand auf und holte einen Eimer Wasser und fing an das Schaf zu säubern.
Ich verschränkte die Arme. ,,Nein!" Das würde ich sicher nicht tun. ,,Kannst du vergessen." Trotzdem half ich ihr aber das Schaf zu putzen. Die Kohle ging fast nicht raus. Sie sagte die ganze Zeit nichts. ,,Sei nciht sauer auf mich, bitte."
,,Sag mir wieso ich das sollte?". Was wollte sie eigentlich, ich hatte oft genug Prügel bekommen. Ich seufzte und gab dem Schaf noch eine Karotte und streichelte es nochmals. ,,Schau doch mal wie ich aussehe". Ich hasste die Ohrfeigen von Dad.
Ich stand auf und lief zur ihr um sie in den Arm zu nehmen. ,,Irgendwann wirst du bemerken das es schon richtig war so.", versuchte ich sie zu beruhigen. Ich mochte keine blauen Flecken an mir, das war eklig. Wir schrubbten das Schaf weiter und gaben unser bestes. Levinia behielt auf meine Bitte hin ihren Mund und verpetzte mich nicht. So wie sie es immer tat.
Es war nun Mitternacht. Ich blickte auf den Mond, der hell schien. Noch saß ich vor unserer Hütte. Vater war nicht zu Hause. Er befand sich noch auf dem Fest. Mutter und meine Geschwister schliefen. Niklaus befand sich ebenfalls auf dem Fest. Vater hatte es ihm verboten, aber er tat niemals, was ihm befohlen wurde. Er war dort mit Tatia. Mein Blick war ein bisschen dunkel. Ich richtete ihn wieder zu Boden.
Vater hatte mich auf dem Fest gesehen, weswegen ich nun hierher kam. Viel zu früh und voller Wut. In kurzer Zeit hätte ich mich mit Tatia alleine getroffen, aber sie war nicht erschienen. Auch eine von Vaters Befehlen. Ich betrat die Hütte und schmiss den Beutel weg, wo ich mein Geld aufbewahrt hatte. Es verteilte sich alles auf dem Boden, als ich aufsah erblickte ich Elijah. "Was tust du hier? Vater weiß schon das ich dort war, du kannst mich nicht mehr schlecht reden."
Langsam erhob ich mich. Mein Blick lag auf dem Fußboden, wo sich Niklaus' Münzen verteilt hatten. "Du solltest, die Münzen mehr schätzen, Niklaus. Wir haben für jede Einzelne hart gearbeitet." Mein Blick erhob sie wieder und in seinem Gesicht konnte ich lesen, dass er Tatia nicht getroffen hatte. Ein Gefühl der Erleichterung, erfüllte mich.
"Wir haben genug davon, wage es nicht mir zu sagen was ich machen soll." ich schenkte mir von Vaters Wein ein, dann nahm ich einen großen Schluck aus dem braunen Becher. "Worauf wartest du hier? Warst du selbst auf dem Fest und hast Tatia und mich beobachtet?" ich war wütend und ließ meine Wut an ihm aus, das tat ich nur zu gerne. Und er bot sich immer als Zielscheibe an.
"Beruhige dich, Bruder. Du wirst Mutter wecken." Ich trat nun neben ihn, setzte mich jedoch nicht, blieb steif stehen. "Ich laufe dir und Tatia nicht hinterher. Das ist deine Aufgabe, Niklaus." Meine Gefühle sammelte ich wieder und hielt mich bedeckt. Meine Mine war gleichgültig. "War das Fest zu deiner Zufriedenheit?"
"Nein, wenn es nach meiner Zufriedenheit gewesen wäre, wäre ich noch nicht zurück." ich nahm einen weiteren Schluck bis der Becher leer war. Dann blickte ich zu Elijah. "Mach dir keine Hoffnungen bei ihr, sie hat mich gewählt. Sie wird immer mich wählen." ich war in schlechter Verfassung und sprach nun diese Dinge aus.
"Sie hat dich gewählt, Bruder. Du hast Recht." Nun gab ich etwas nach und setzte mich. Eine kurze Bewegung, um mir etwas Luft zu schaffen. Ich war angespannt. "Sie könnte sich eines Tages, jedoch für mich entscheiden. Tatia ist noch sehr jung."
Mein Blick wurde dunkler bei seinen unbedachten Worten. "Solange ich da bin, wird sie sich für mich entscheiden. Du musst mich aus dem Weg schaffen um daran etwas zu ändern. Nur traue ich dir so eine List nicht zu, Bruder." wir waren so unterschiedlich, ich würde alles tun um zu gewinnen. Er wartete ab, nur würde das warten auch nicht helfen.
Augenblicklich herrschte Ruhe, denn Finn trat in unsere Wohnküche. Er blickte uns nur brummig an, ohne etwas zu sagen. Nachdem er etwas Wasser getrunken hatte, verschwand er wieder. Leiser fuhr ich fort: "Tatia möchte eines Tages Kinder, einen Ehemann, der sie beschützt, nicht jemanden, der sich in Gefahr stürzt." Ich würde der Mann sein, denn sie sich wünschte.
Ich sah ihn weiter finster an. "Ich kann sie beschützen. Ich bin ein Krieger. Bei den Übungen besiege ich selbst dich, du kannst nicht behaupten ich könne sie nicht schützen." solche Worte aus seinem Mund. "Du weißt das, du redest dir selber etwas ein um die Hoffnung nicht zu verlieren. Aber so ist es nun mal, sie entscheidet sich für mich." ich hatte genug von dieser Diskussion, mit polternden Schritten betrat ich unser Schlafgemach und zog die Stiefel aus. Ob Kol und Finn noch schliefen war mir nicht wichtig, ich war wütend.