Ich ließ mich nun auf den Stuhl fallen. Für einen Moment hatte ich Angst, dass ich hindurch fiel, aber irgendwie stand ich ja auch auf dem Boden. Seltsam. "Es wird Matt sein. Er hat mich geküsst, kurz bevor ich gestorben bin." Natürlich hielt mich das hier fest. Wäre ich nicht tot, hätten wir vielleicht noch tolle Dates gehabt.
Ich wollte ihr gerade etwas zu trinken anbieten als ich merkte das es nicht möglich war. Also setzte ich mich ihr gegenüber. Ich hatte früher immer geahnt das sie in Matt verliebt gewesen war, natürlich wollte sie dann wegen ihm bleiben. Bei Anna war es auch so gewesen. "Du wirst lernen ihn los zu lassen." sagte ich nach einer Weile, diesmal wusste ich wovon ich sprach.
Nun musste ich tatsächlich lachen, obwohl ich als Geist auf dieser Erde herumwanderte und das alles total verrückt war. "Ich hänge seit zwei Jahren an ihm. Glaub nicht, dass das so einfach ist, wie du es sagst." Ich presste die Lippen aufeinander. Ich sollte nicht so laut sein, sonst wurde noch jemand wach. Ich konnte Elena hören. Das war merkwürdig. Ich legte die Hände an die Ohren.
"Du hast die Sinne eines Vampirs." vermutete ich sie, sie wirkte verwirrt auf mich. Wenn ich ein Vampir wäre, erginge es mir genauso. "Ich weiß das es nicht einfach ist, ich habe auch viele Leute verloren. Meine beiden Ex-Freundinnen tauchten als Geister bei mir auf, es war nicht einfach." erzählte ich etwas vorwurfsvoll.
"Deine Ex-Freundinnen?" Ich wollte wieder in ein hysterisches Gelächter ausfallen, aber das tat ich nicht. "Hingen Beide noch an dir?" Das war ja eine lustige Geschichte. Wer hätte gedacht, dass Jeremy so ein Frauenheld werden würde? "Ich bin aber keine Stalkerin,falls du das denkst."
Ich lächelte. "Ein Lockwood als Stalker? Schwer vorstellbar." ich dachte wieder an die Zeit mit Anna und Vicki zurück. "Ich weiß nicht, sie sind gestorben mitten in der Beziehung. Ich hing wahrscheinlich an ihnen wie sie an mir." bei Vicki wusste ich es nicht, aber bei Anna war es so gewesen. "Eine davon war übrigens Vicki." sie wusste das noch gar nicht.
"Matt hat mir erzählt, dass sie ihm erschienen ist. Glaubst du, dass sie auch zu mir gekommen war?" Ich hoffte es. Der Gedanke, machte mich glücklich. "Vielleicht sollte ich gehen. Ich will nicht, dass Matt aufwacht und mich sieht", sagte ich dann schnell und erhob mich.
"Wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, wäre sie es. Vielleicht war sie da, nur du konntest sie nicht sehen." das Matt da war, war für sie wohl wirklich nicht so einfach. Ich hatte Anna damals auch irgendwann ausgeblendet als ich es nicht mehr aushalten konnte. "Du kannst immer zu mir kommen, vielleicht erzählst du mir auch irgendwann, wer es war."
"Vielleicht." Ich würde es nicht tun. Er würde es Matt erzählen. "Pass auf dich auf, Matt. Gehe allen Gefahren aus dem Weg." Ich lief aus der Küche, um im Wohnzimmer noch einmal zu versuchen, Matt zu berühren. Dann schloss ich die Augen. Irgendwie musste ich von hier verschwinden. Dann fühlte ich mich auch schon leichter.
Ich wurde wach und wunderte mich das ich es geschafft hatte zu Schlafen, es war aber ein ziemlich unruhiger Schlaf. Dauernd musste ich an Joline denken und an ihren Tod. Es war noch immer schwer es zu begreifen, ich würde es wohl erst richtig realisieren wenn die Beerdigung kam. Jeremy war schon in der Küche als ich aufstand und mich dazu setzte, er schob mir einen frischen Kaffee zu.
Wir unterhielten uns kaum und dann eher um meine Zeit in Denver. Ich wollte Matt nicht auf Joline ansprechen und ich wusste das er auch nicht wirklich darüber reden wollte. Nach dem Frühstück gingen wir ins Wohnzimmer und sahen uns irgendwas langweiliges im Fernsehen an.
Ich verbrachte den Nachmittag hier, daheim würde wie immer keiner sein und ich war froh unter Leute sein zu können. Alleine würde ich nur die ganze Zeit über all das nachdenken. Nach ein paar Stunden musste ich zu meiner Schicht, Jeremy sagte das ich mich krank melden sollte, aber ich war froh ein wenig Ablenkung zu haben.
Er war weg, Elena kam irgendwann hinunter und setzte sich zu mir. Ich ging irgendwann wieder in die Küche um uns Snacks zu machen, dann merkte ich das wir nichts da hatten. "Du musst dich dran gewöhnen wieder für zwei Leute einzukaufen." schrie ich ihr zu und holte meine Jacke. "Ich besorge uns was, bin gleich wieder da."
Sie kam weiter mit mir mit, das Haus von Caroline war noch ein paar Häuser von uns entfernt. "In welche Klasse gehst du?" wollte ich interessiert wissen, wenn wir in einem Jahrgang waren würde ich schon mal jemanden kennen. Ich war so lange weg gewesen das die meisten nur tuscheln würden. Aber in meiner Familie war es eben nicht einfach.
"Senior", antwortete ich. "In Gladstone hab ich die untere Stufe fertig gemacht und durfte das neue hier beginnen", erzählte ich. Wenn ich mich so umsah, viel mir auf, dass viele Häuser schon damals standen, als ich ein Kind war. "Aber ich muss zugeben, das Schuljahr ist nicht einfach. Ich hab so meine Problemchen in Mathe", gab ich schmunzelnd zu.
"In Mathe hatte ich noch nie Probleme, Geschichte hatte mir mehr zu schaffen gemacht." bis ich eine Vampir-Freundin bekam, die bei der Gründung von Mystic Falls dabei war. "Ich bin froh das ich noch ein Jahr habe, ihr müsst schon dieses ganze Collegezeug machen, euch bewerben, die Prüfungen stehen an..." Elena macht das ganze auch durch, zusätzlich zu den anderen Sachen die sie um sich herum hatte.
Ich seufzte. "Genau. Nach der High School kommt College." Man fing ganz von vorne an, ohne deine Freunde, ganz allein. Und sicher wurde es schwieriger. "Weißt du denn schon, auf was für ein College du gehen willst später? Oder in welche Richtung du beruflich gehen willst?"
Ich holte tief Luft, das war eine schwieriger Frage. Seit meiner Familie so viel zustieß hatte ich aufgehört über die Zukunft nachzudenken. "Ich werde irgendwohin in die Nähe gehen, vielleicht da wo meine Tante war. Und mein Beruf steht noch in den Sternen, vielleicht nehme ich das Familienerbe an." ich lächelte, darüber hatte ich ein paar mal nachgedacht. Die Gilberts waren Vampirjäger, es war eine Alternative.
"Ein Arzt zu sein ist doch super", sagte ich mit einem Lächeln. Nur wusste ich nicht mehr so ganz genau, ob sein Vater Arzt war oder sein Onkel. "Aber du hast ja noch Zeit. Ich darf mir nicht mehr so viel Zeit lassen, das Schuljahr ist schließlich auch bald vorbei. Ich habe mir aber die letzte Woche ein College angeschaut, was mir ziemlich gut gefallen hat."
"Was möchtest du machen?" fragte ich nach, ich vermutete das es etwas mit Kunst oder Mode war. Sie sah mir danach aus und konnte gut raten. Wir kamen näher an mein Haus, es waren nur noch ein paar Meter. Elena konnte mir dann die Einkäufe abnehmen.
"Jeremy!" Ich hatte seine Stimme gehört und kam hinaus. "Oh. Hey Grace." Ich zog ihm kurz am Arm zur Seite. "Damon wurde gebissen. Stefan hat mir eben eine Nachricht geschrieben. Ich werde zu ihm gehen. Ich schreibe dir, falls ich nicht nach Hause komme. Bleib im Haus."
Sie hatte mich ganz überrascht und ich hatte geglaubt, dass das wir heute einen ruhigen Abend verbringen könnten, wie die letzten Tage. Grace wirkte etwas verwirrt. Ich lief zur Eingangstür und öffnete sie. "Sie hat einen Notfall im Freundeskreis." berichtete ich knapp und legte die Tüten an der Kommode ab.
"Oh..." Ich reichte ihm die Tüte, die ich getragen hatte. "Wenn ich sage, Modedesignerin, versprichst du mir, dass du nicht sagen wirst, Ich wusste es ?", kam ich auf seine Frage von vorhin zurück und grinste. "Ich verbinde einfach zwei Dinge, die ich liebe. Kunst und Mode. Und ich zeichne gut." Ich zuckte mit den Schultern. "Wieso also nicht?"
"Ich hätte jetzt schon gerne gesagt, dass ich es wusste." ich lächelte und stellte die letzte Tüte ab. Sie hatte nur noch ihre Einkäufe dabei. "Danke für deine Hilfe, wenn du das nächste mal Einkäufe machst, ruf mich einfach. Ich revanchiere mich gerne oder ich finde dich einfach am Chipsregal."
"Nichts zum danken. Und vielleicht komme ich auf das Angebot zurück." Ich zwinkerte ihm zu und stellte dann mein Trolli so hin, dass ich ihn die Vortreppe runtertragen konnte. Auf meinem Weg drehte ich mich nochmal um. "Ach und Jeremy? Ein Tipp." Er sah mich erwartungsvoll an. "Man findet mich eher bei der Schokolade wie bei den Chips." Ich grinste breit und schob meinen Trolli weiter.