Motocross-Strecke in Richmond

Es war toll. Selbst die Fahrt hier her. Matt suchte einen Parkplatz, ich sprang aus dem Auto und freute mich wie ein kleines Kind. "Toll, toll, toll!" Wir stellten uns an. Dann bekamen wir auch schon die Schutzkleidung und zwei Helme. "Welche Maschine willst du?" Ich entschied mich für eine türkise. Sie sah einfach genial aus.

Ich wusste nicht worauf man genau achten musste, also ging ich nach Farbe. "Die Rote." sagte ich, wir bekamen sie von den Mitarbeitern. Da ich Anfänger war, erklärten sie mir das Gerät gleich. Kurze Zeit später schoben wir unsere Maschinen zu einer Strecke. "Du hast Hobbys die dich töten könnten." bemerkte ich.

"Ich bin eine Lockwood. Mich bringt nichts so schnell um. Falls du Angst hast, dann deine Kleidung schmutzig wird, dann haben wir einen schlechten Tag ausgesucht." Es hatte geregnet. Der Boden war aufgeweicht. Jeder rutschte hin und wieder einmal aus, man musste nur wissen, wie man sich richtig abrollte. "Los gehts", rief ich, als wir am Start standen. Ich startete die Maschine und schoss auch schon nach vorne. Es war einfach nur herrlich.

Das Fahren an sich war nicht schwer, die Strecke machte mir mehr zu schaffen. Meine Maschine erreichte immer mal wieder Stellen, an die sie nicht gehörte, ich hatte Glück nicht damit umzukippen. Joline war mir um weitem voraus, als ich mir sicherer wurde, fuhr ich immer schneller. Ich schaffte es sogar neben ihr herzufahren.

"Du stellst dich nicht schlecht an. Du bist ein Naturtalent." Ich schrie gegen den Wind an. Dann gab auch schon ein Hügel. Ich gab noch mehr Gas und flog ein paar Meter darüber. Wie ich das vermisst hatte. Dann landete ich auch schon im Matsch. Ich musste lachen, als Matt bei mir anhielt. Mein doofes Bein tat weh, aber das schaltete ich einfach aus. "Beim nächsten Hügel, darfst du einen Bruchlandung hinlegen."

Ich grinste. "Ach wirklich, ich bin ein Naturtalent. Das wird mir nicht passieren." wiederholte ich ihre Worte und legte den Gang ein um los zu fahren. Nun war ich vor Joline, sie hatte nicht gelogen, der Hügel war rutschig und hoch, ich flog nach meinem Geschmack viel zu sehr. Und ich hatte für einen Moment wirklich das Gefühl, gleich eine Umdrehung zu machen und auf dem Boden zu laden. Aber ich hielt mich irgendwie. "Siehst du, ich bin wahrscheinlich besser als du, bei deinem ersten Mal." sagte ich stolz als sie neben mir auftauchte.

Ich presste die Lippen aufeinander, führ mit meinen Handschuhen über meinen Schenkel und warf ihm etwas vom Restschlamm in das Gesicht. Er sah mich empört an. Ich grinste. Dann fuhr ich auch schon wieder davon, ließ jedoch lange mein Hinterrad im Schlamm drehen, damit er vollgesaut wurde.

Ich wusste nun wozu der Helm noch gut war, nicht nur für die Sicherheit. Ich fuhr Joline hinterher, irgendwann fing es wieder an zu Regnen. Wir kamen an einem Baum vorbei, ich stellte die Maschine ab und wartete darauf das Joline kam. Als sie da war, schmierte ich den Schlamm vom Helm auf ihren Arm, sie hatte Glück das sie den Anzug trug. "Du hast Glück, dass ich so gnädig bin und dir nicht das Gesicht vollschmiere."

"Jetzt fühle ich mich schlecht, dass ich so ungezogen bin und dir das Gesicht voll schmiere." Mit dem Finger tupfte ich ihm Schlamm auf die Nase. Grinsend lehnte ich mich gegen dem Baumstamm. "Du kannst es als Kriegsbemalung durchgehen lassen. Wie gefällt dir das Motocross?"

Ich stellte mich neben sie, hier waren wir wenigstens ein wenig vom Regen geschützt. "Es macht Spaß, ich habe es mir anders vorgestellt, gefährlicher." erklärte ich grinsend, den Schlamm wischte ich mir von der Nase. "Ich würde es sogar nochmal mit dir machen."

"Das hättest du nicht sagen sollen. Ich nehme dich beim Wort. Wusstest du, dass Liam sich den Arm brach, als wir das erste Mal Motocross fuhren? Ich war zehn, er war gerade dreizehn geworden. Es war damals ein Geburtstagsgeschenk unserer Eltern. Liam gefiel es nicht, aber mir umso mehr." Meine Eltern waren ausgerastet, weil ich es immer wieder fahren wollte. "Ich finde es klasse, dass es dir gefällt." Ich schenkte ihm mein schönstes Lächeln.

"Dann bin ich anscheinend besser als er." meinte ich gespielt überzeugt von mir. Ich erwiderte ihr Lächeln, nur selten tat ich solche Dinge. Und sie hatte mich zu etwas ganz neuem gebracht. "Wenn ich noch ein paar mal fahre, bin ich bald so gut wie du. Dann liefern wir uns ein echtes Wettrennen." ich war sportlich, das war ein Sport. Warum also nicht?

"Du hast sechs Jahre aufzuholen", bemerkte ich skeptisch, jedoch wieder mit einem Lächeln. Ich würde ihm das zu trauen. Nun zog ich den Helm aus und trat unter dem Baum hervor. Die Arme streckte ich aus, das Gesicht zum Himmel. Es regnete. Es war so angenehm.

Ich beobachtete sie, so glücklich hatte ich Joline selten erlebt. Viel früher hätte ich mich dazu überreden lassen sollen. "Ich bin froh das du das vorgeschlagen hast, es macht immer Spaß mit dir Zeit zu verbringen." seit diesem Festival, bemerkte ich das besonders.

"Du hast Recht, besonders wenn ich nüchtern bin." Ich lachte. Mein Leben war so viel schöner geworden, seit ich nicht mehr trank und Drogen nahm. Matt und ich verstanden uns auch immer besser und ich war froh, dass ich wieder hier war. Mein nasses Haar klebte an meinem Gesicht. Der Schlamm war weggeschwommen. "Ich glaube, es wird nicht mehr aufhören zu regnen."

Ich nickte und ließ mich in die Wiese sinken, mein Gesicht und mein Haar wurde nass, der Regen schaffte es durch die Blätter des Baumes zu sickern. "Dann werden wir eben hier bleiben, ich riskiere es nicht dich durch den Schlamm fahren zu lassen." sie setzte sich neben mich, eine Weile starrten wir in den Regen. "Joline? Es tut mir Leid das ich dich damals abgewiesen habe." ich wollte es einfach gesagt haben, zwar hatte ich so getan als wäre das nie passiert, aber natürlich konnte ich das nicht tun.

Ich war überrascht, dass er das ansprach und brauchte ein paar Sekunden, um meine Stimme zu finden. "Ich.." Oh, viel zu hoch. Ich räusperte mich. "Das habe ich schon vergessen. Ich bin eben zu jung und wir sind wie Geschwister." Ich zuckte mit den Schultern. Ich sollte ihm lieber nicht sagen, dass ich immer noch an ihm hing.

Ich überlegte, stützte meine Ellenbogen an den Knien ab und sah weiterhin hinaus in den Regen. "Ich hoffe doch nicht das wir wie Geschwister sind. Wenn ich an dich und Liam denke." meinte ich mit einem leichten Lächeln. "Du bist fast schon so etwas wie meine beste Freundin geworden."

Ich schenkte ihm ein Lächeln an. "Dann bist du eben der Bruder, der Liam sein sollte. Und Liam darf der böse Stiefbruder sein, oder Cousin oder lieber doch ein Knecht. Ja, Knecht passt wunderbar." Ich schmunzelte und warf mein Haar zurück. "Morgen sind wir Beide krank."

"Wahrscheinlich, aber du wirst dich mehr erkälten als ich." ich wischte ihr eine nasse Strähne aus dem Gesicht, sie klebte neben dem Auge. "Aber ich bin bereit dir Hühnersuppe ans Bett zu bringen und das nasse Tuch auf deiner Stirn zu wechseln." ich grinste.

Ich lächelte auch. Konnte er mein Herz springen hören? Wieso tat er das? Ich wollte kein verliebter Teenie sein, aber es war so schwer. Ich ergriff seine Hand. Beste Freunde durften Händchen halten! Oh ja, das durften sie. "Wir sollten vielleicht langsam nach Hause fahren. Es wird dunkel."

"Dunkelheit, Regen und Schlamm? Keine gute Kombination." ihre Hand war warm, es fühlte sich gut an das zu tun, auch wenn es mich verwirrte. Ich beließ es einfach dabei und versuchte nicht viel darüber nachzudenken, seit Elena und Caroline war es lange her das ich solche Gefühle bekam.

Er wollte nicht gehen, also wollte ich auch nicht mehr gehen. Er entzog mir seine Hand nicht und das freute mich. "Matt, ich sollte ehrlich sein. Meine Gefühle haben sich nicht für dich verändert. Sie sind klarer geworden, seit ich clean bin." Es war besser, wenn ich es ihm sagte.

Ich drehte mein Gesicht in Jolines Richtung, mein Ausdruck war nicht so überrascht wie er hätte sein sollen, oder wie früher. Ich sagte minutenlang nichts, hielt aber ihre Hand. "Ich habe es irgendwie geahnt. Und ich mag dich Joline, da ist eine Verbundenheit die ich so nicht kenne. Wir haben den selben, wichtigen Menschen verloren und du verstehst mich, ich weiß nicht ob das die selben Gefühle sind die du hast." gab ich ehrlich zu, aber ich wusste auch das ich etwas fühlte.

"Natürlich fühlst du nicht das Selbe wie ich und das ist auch gut so." Ich war eben einfach jünger und ein kleines Mädchen. In seinen Augen und wahrscheinlich auch so. Von Liebe verstand ich nichts. Früher hatten wir betrunken, jeden Abend mit jemand anderem herumgeknutscht, falls es Tyler natürlich nicht sah. "Jemand muss mich doch tadeln." Ich lächelte.