Italien - Rom

"Es ist auch nicht verbreitet, durch die Jahrhunderte scheint es den Menschen aber langsam aufgefallen zu sein das andere Wesen existieren." ich hatte mich schon eine Weile damit beschäftigt. "Es gibt kluge Köpfe unter ihnen, wenn Blutleere Körper gefunden werden und ganze Dörfer einfach ausgelöscht werden macht sich die Menschheit gedanken." meinen Geschwistern war die Tatsache irgendwann ertarnt zu werden nicht von Bedeutung. Sie folgten ihren Trieben und lebten wie sie es für richtig hielten.

Ich krallte die Fingernägel in die geschlossene Faust und saß stocksteif auf dem Sofa. Doch ich war nicht schlecht was meine Selbstbeherrschung anging, zumindest hatte das Elijah einmal zu mir gesagt und er musste es ja wissen. Auf seine Argumentation nickte ich zustimmend. "Die gebildeten Menschen, welche in oder hoch in der kirchlichen Rangordnung stehen, reimen sich so einiges zusammen. Jetzt wo ich es weiß fällt mir auf, dass Nikolaus immer wieder von diesen Dämonen gesprochen hat - aber wie ich dir gesagt hatte in der Nacht in der du mich verwandelt hast, seine Art Dämonen konnte nicht die guten Menschen, welche an Gott glaubten angreifen oder beeinflussen... Zumindest hat er das so erzählt. Das muss nicht meinen, dass es auch seinem damaligen Wissenstand entsprochen hat - wie wir ja wissen ist er ein guter Lügner und Geschichtenerzähler, gewesen!"

Ich sprach nicht darüber wie ich mich wegen allem fühlte oder sonstiges. Jammern war nicht wirklich etwas das ich tat, ich suchte lieber nach Lösungen. Dieser Charakterzug, war wohl ebenso einer der mich Elijah ähnlicher machte.

"Wie du siehst lag in seinem Glauben nicht viel Wahrheit, ich bilde mir ein zu behaupten das wir beide keine schlechten Menschen waren und dennoch sind wir nun Kreaturen der Nacht." ich schenkte uns reifen Wein in zwei Gläser, einen reichte ich Carmen. "Das wird dich beruhigen." sie nahm einen kleinen Schluck, selbst menschliche Getränke wollte sie ungern zu sich nehmen. Dabei machte ich ihr immer wieder klar das dies bei Vampiren genauso wirkungsvoll war wie bei Menschen, auch wenn wir eine höhere Dosis an Alkohol benötigten.

Ich pursed meine Lippen aber nahm brave einen Schluck von dem Wein. Ich hatte verstanden das es dadurch etwas leichter wurde, aber ich mochte es nicht. Damit meinte ich nicht den Geschmack, der durchaus lecker war, aber ich mochte den Gedanken nicht.

"Danke", bedankte ich mich lächelnd, "wann wird es leichter", fragte ich zusammenhanglos und hoffte das er verstand, allerdings ging ich davon aus.

Ich blickte selbst ratlos, diese Frage war gut und wahrscheinlich unmöglich zu beantworten. "Ich weiß es nicht, solange noch menschliches in einem ist wird es nie einfach, schätze ich." und ich glaubte daran das jeder Vampir tief im inneren noch menschliches in sich trug, ja sogar bei Niklaus hatte ich diesen glauben. "Und in uns beiden wird es lange da sein, vielleicht auf ewig."

"Nicht unbedingt die besten Aussichten", meinte ich leise, "aber irgendwie werden wir es schon schaffen.. wenn ich bei dir bleiben darf", fügte ich hinzu als mir auffiel das ich automatisch von "wir" sprach. Ja Elijah war gewissermaßen meine neue Familie oder aber zumindest derjenige der mir wie ein enger Freund und Vertrauter war. Er hatte mich in der bisher schlimmsten Zeit meines noch so kurzen Lebens kennengelernt und mir nicht nur einfach geholfen sondern, tat es immer noch. Viel tat er schon in dem er einfach verlässlich für mich da war und man auf ihn zählen konnte. Ich überlegte kurz: "Wie.. wie alt bist du eigentlich... also richtig - So wie ich 18 Jahre alt bin", traute ich mich zu fragen und sah Elijah neugierig an, "du bist so gut darin dich zu beherrschen..."

Ich lächelte in mich hinein, solange waren wir jetzt schon gemeinsam auf Reisen, wie ich es zu beschreiben vermochte und dennoch wussten wir immer noch so wenig voneinander. "Als ich verwandelt wurde war ich 28, ein gestandener Mann im Leben und bereit darauf verheiratet zu werden. Dann passierte der Unfall mit meinem jüngsten Bruder und alles änderte sich." ich hatte keine Bedenken ihr so viel aus meinem Leben anzuvertrauen. Ihre Geschichte kannte ich mittlerweile zum größten Teil, vieles konnte ich mir zusammen reimen. Sie verhielt sich oft schweigsam, genau wie ich.

Ich nickte nachdenklich, doch meine Frage hatte er im Grunde nicht beantwortet und ich war mir einen Moment nicht zur gänze im klaren darüber, ob jene Tatsache Absicht oder aber nur einem missverstehen meiner Worte zu zuschreiben wäre. Dennoch entschied ich mich ihn einfach präziser zu fragen. "Ja ich sollte auch verheiratet werden.. früher als du, aber ich weiß nicht ob ich im Gegensatz zu dir dazu bereit war. Natürlich ich .. ich denke ich habe Nikolaus schon irgendwie geliebt, aber im Grunde war es eher ein mit einander arrangieren, eine Frau darf sich ihren Mann nicht aussuchen, man nimmt den den die Familie für den besten hält oder den jenigen welchen, der bereit ist einen selbst zu heiraten."

Ich faltete die Hände etwas nervös im Schoss und überlegte, aber dann entschied ich mich diesen nächsten Teil der Geschichte nicht zu verraten. "Was das Alter angeht.. ich war 17 Jahre alt, als du mich gefunden hast, also bin ich jetzt 18 - wie alt bist du", fragte ich vorsichtig?

Ich hatte schon eine Ewigkeit nicht mehr über mein früheres Leben gesprochen, sie brachte mich dazu sich zu erinnern. "Ich lebe fast 240 Jahre als Vampir, mit meinem Menschlichen Alter inbegriffen." für einen jungen Vampir hörte sich das nach einer ganzen Menge an, aber ich merkte die Zeit die verstrich kaum noch. Wenn einem nichts mehr von Bedeutung war, ließ man das Leben an sich vorbei ziehen. Ich lächelte je mehr ich darüber nachdachte. "Wenn man darüber nachdenkt ist das eine ganze Weile."

Ich war wirklich beeindruckt von seinem wahren Alter. Ich hatte zwar gewusst, dass er schon sehr lange Zeit ein Vampir war, aber das hatte ich nicht erwartet. oder vielleicht hatte ich einfach eher erwartet eine vorstellbare Zeitspanne gesagt zu bekommen. 240 Jahre waren für mich komplett unvorstellbar lange Zeit. Ich lächelte zurück. "Allerdings... das ist wirklich lange", erwiderte ich dann etwas erfürchtig, "ich kann mir das nicht vorstellen.. "

"Und.. ich meine soviele alte Vampire wie dich gibt es nicht, oder? Nur deine Geschwister und dich? Ich denke man muss schon sehr mächtig oder aber klug genug Schwierigkeiten zu vermeiden, sein um solange durchzuhalten.."

"Das ist wohl wahr." erwiderte ich mit einem Lächeln. "Bei dem Lebensstandart den Vampire zu pflegen hegen, verweilen sie nicht lange als Untote auf dieser Welt." mittlerweile gab es Vampirjäger, sie verfolgten uns. Nur die, die sich unauffällig verhielten und das Leben der Menschen nachahmten überlebten hier. "Deswegen lehre ich dich unauffällig zu bleiben, damit hast du die besten Chancen."

Ich hörte Elijah aufmerksam und mit leicht geweiteten Augen zu. "Ja.. ich habe in dem einen Jahr bereits den einen oder anderen Vampir gesehen und viele scheuen sich nicht gerade die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ich kann mich vermutlich sehr glücklich schätzen, dass du es warst der mich gefunden und verwandelt hat", fügte ich mit einem lächeln hinzu, "immerhin bin ich durch dich zu meinem Ring gekommen und überhaupt zu jemanden den es kümmert was aus mir wird!"

Ich nickte mit einem Lächeln. "Ich will mich nicht selbst mit Ruhm schmücken, aber das hast du. Wenn ich Vampire verwandle, dann nicht zum Spaß wie die anderen Ursprünglichen. Ich möchte das es ihnen mal besser gehen soll, Personen wie dich rette ich. Die wo kein gutes Leben hatten oder einen schrecklichen Tod erwarten, ich bin mit dem Fluch der Ewigkeit bestraft, ich versuche damit gutes zu bewirken." erzählte ich, es kam nicht oft vor das ich so ehrlich zu jemandem sprach.

Ich neigte leicht den Kopf zum Zeichen meiner stummen Zustimmung bei Elijahs Worten. Ich schätze es sehr, dass er mir gegenüber so ehrlich war. In dem einen Jahr, welches ich nun schon ein Vampir war hatte ich bereits flüchtige Dinge von seinen Geschwistern gehört und war zu dem Schluss gekommen, dass sie ganz anders als Elijah sein mussten. Vielleicht waren viele meiner Ansichten durch Elijah geprägt. Aber auch unsere sich ähnelnden Charakterzüge konnten gut der Grund sein, weshalb ich ihm gänzlich zustimmen konnte, wenn es darum ging, dass man Menschen nicht einfach zum Spaß verwandeln sollte. "Und nach wie vor bin ich dir dankbar dafür, selbst wen ich nicht gestorben wäre, wäre mein Leben nicht weiter gut verlaufen, wie ich jetzt weiß. Du hast mir also vermutlich einen Gefallen getan", fügte ich hinzu. Ich sah meinen Begleiter nachdenklich an. Zu Elijah aufzusehen war aufgrund seines Auftretens nicht schwer und auch wenn ich mich nicht immer benahm wie man es vielleicht hätte tun sollen, war er mir doch als Freund und Vertrauter sehr wichtig geworden. "Wir können nicht wissen was die Zeit bringen wird Elijah.. aber ich bin der Überzeugung, dass es vielleicht auch Gottes Wille war, dass du ein Vampir wurdest.. dein Vampirleben schadet niemandem im Gegenteil!"