Ich war hier her gelaufen, es war dunkel und ich hatte Schmerzen aber das war mir egal. Am liebsten hätte ich meine Wut über Rebekah irgendwo abgelassen, aber nun konnte ich mich nur kraftlos gegen die Brücke lehnen und hinuntersehen. Wieso hatte sie sie getötet? Ich hasste Rebekah für das was sie Joline angetan hatte...und mir damit! Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in den Händen und wusste nicht mehr was ich tun sollte. Ich war fertig mit allem.
Er sah mich auch schon, bevor ich mich aus dem Staub machen konnte. Unsere Blick trafen sich und ich wusste, dass er meinen Mörder, bzw. Mörderin kannte. Ich schluckte. "Deine Nase. Tut sie weh?"
Ich stützte meine Ellenbogen am Brückengelände ab und sah wieder nach vorne, zu lange konnte ich sie nicht ansehen wenn ich wusste was mit ihr war. "Das ist im Moment meine geringste Sorge." ich schwieg, Minuten später wandte ich mich ihr wieder zu. "Du hast gewusst wer es war, wieso hast du mir nichts gesagt?" ich hatte Zeit mit Rebekah verbracht obwohl sie Jolines Mörderin war.
"Ich hatte keine Ahnung. Als meine Erinnerungen zurück kamen, wollte ich nur weg. Ich will nicht, dass du mich so siehst." Ich holte tief Luft, obwohl ich das als Tote nicht einmal brauchte. "Ich will niemals deine Meinung zu einer Person beeinflussen, Matty."
"Wenn sie dich getötet hat, beeinflusst das meine Meinung über sie sehr wohl. Ich möchte nicht gut von ihr denken wenn sie dir so etwas tut." ich war wütend, es war mir egal wer davon gewusst hatte oder nicht, aber keiner hatte mir was verraten und das nahm ich ihnen am meisten übel. "Wieso hat sie das getan?"
"Sie konnte es nicht leiden, dass ich Zeit mit dir verbrachte. Sie ist...war eifersüchtig." Ich musste mich erst daran erinnern, dass nun alles vergangen war. Ich ließ mich auf den Boden der Brücke nieder. "Ich habe mit Jeremy gesprochen. Er meinte, ich bin hier, weil mich etwas festhält. Ich denke, dass du es bist."
Ich blickte sie verwirrt an, etwas ruhiger setzte ich mich dann neben sie. Wieder einmal musste ich etwas verarbeiten, Rebekah hatte es wegen mir getan? Ich schluckte als ich wieder meine Stimme fand. "Es tut mir Leid, dann ist es meine Schuld das sie dir das angetan hat. Und es tut mir Leid das ich dich hier fest halte, wenn ich wüsste wie ich dich gehen lassen könnte, würde ich es tun."
"Es ist nicht deine Schule. Auf keinen Fall!" Zudem lag es an mir, dass ich hier war. Nicht an ihm. Ich würde niemals aufhören, mir zu wünschen, dass er meine Liebe erwiderte. Wahrscheinlich würde ich für immer hier sitzen. Ich schloss die Augen. "Sie beerdigen mich."
"Was?" ich nahm mein Handy um auf die Uhr zu sehen, eine Nachricht von Tyler befand sich auch darauf. "Oh nein, ich muss dahingehen." ich stand auf, sah mich nach meinem Wagen um. Kurz bevor ich gehen wollte, blickte ich zu Joline. "Willst du...mitkommen?" ich wusste nicht warum ich fragte, aber es war für mich einfacher als da alleine zu sein.
Langsam erhob ich mich. "Ich weiß nicht...das ist...schräg." Und wie schräg es war. Zudem machte es mich traurig. Irgendwie. "Ich will nicht sehen, wie die Menschen weinen. Falsche Tränen."
"Ich glaube nicht das sie es tun werden, du weißt überhaupt nicht wie sehr du den Leuten fehlen wirst, Joline." ich blickte sie lange an, dann lief ich zum Wagen, drehte mich aber noch einmal zurück. "Ich wäre dir dankbar, so ganz alleine werde ich das nicht aushalten." es war schräg, aber sie war eine der wenigen die ich überhaupt noch hatte.
Ich fuhr wieder hierher, meinen Anzug trug ich noch. Joline war hier, ich sah sie an der Brücke sitzen. Sie entdeckte mich, bei ihr angekommen ließ ich mich neben ihr nieder. "Deine Familie hat wirklich getrauert, es waren keine falschen Tränen. Du wirst vielen Leuten fehlen." ich war noch selbst ganz mitgenommen, aber jetzt wollte ich am liebsten bei ihr sein.
Ich sagte nichts zu seinem Satz. Was sollte ich davon halten? "Darüber will ich nicht nachdenken....dann fühlte ich mich seltsam." Ich nahm meine Hand und legte sie neben Matts. "Kannst du mir etwas versprechen?"
Ich sah zu ihrer Hand, es war anders seit sie mich nicht mehr berühren konnte. Früher war mir das immer so selbstverständlich vorgekommen. Dann blickte ich auf in ihr Gesicht. "Was?" ich ahnte schon was sie von mir verlangte. "Ich werde Rebekah nicht verziehen, falls du das möchtest."
Nun musste ich lachen. "Nein, ich hoffe, dass du sie auf ewig hassen wirst, damit sie dich mir nicht stehlen kann." Nun schwieg ich wieder, sah in die Dunkelheit. Doch dann sah ich wieder zu ihm. "Kannst du dich um Liam kümmern? Ich weiß, dass klingt merkwürdig aus meinem Mund, aber er ist allein."
"Du willst das ich mich um ihn kümmere?" ich sah zu ihr, sie wusste das ich ihr das Versprechen niemals erfüllen konnte. "Keiner kommt an Liam heran und erst recht nicht ich. Ich kann ja aufpassen das ihn beim Football keiner umrennt." schlug ich scherzeshalber vor, aber selbst da war er mir überlegen.
"Ich will, dass du ein Auge auf ihn wirfst. Er hat nicht selbst entschieden, so zu sein, Matt." Das ich jemals so etwas sagen würde, hätte ich nie für möglich gehalten. "Ich will wirklich nur, dass du auf ihn Acht gibst. Und wenn er dich nochmal schlägt, dann spucke ich nachts bei ihm."
Ich lachte leicht, hörte aber schnell auf damit. Auf Liam achten war nicht gerade eine einfache Aufgabe? "Ich werde ein Auge auf ihn werfen." versprach ich ihr, für Joline würde ich es tun, egal wie schwer es er mir machen sollte. "Wie lange denkst du, wirst du noch bleiben?" ich starrte wieder in die Dunkelheit, das sechste Auto fuhr vorbei seit ich da war.
"Für immer, weil ich dich liebe." Nun war ich tot, also brauchte ich mich auch nicht mehr zu schämen, was ich sagte. Ich erhob mich sofort. "Vielleicht finde ich heraus, wie ich Dinge berühren kann. Dann kann ich wenigstens böse Menschen verärgern." Ich drehte mich zu ihm um. "Geh schlafen, Matty."
Ich sah ihr hinterher, auch wenn sie einfach verschwand, sah ich lange an die Stelle an der sie sich noch vor wenigen Sekunden befunden hatte. Ich liebe dich, sie hatte diese Worte an mich gerichtet. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte, es machte mir zugleich ein schönes und ein schlechtes Gefühl. Verwirrt stand ich nach einer gefühlten Stunde auf und fuhr nachhause.